Gott ist ein Baumeister. Seit der Erschaffung des Menschen baut er entweder selbst oder lässt durch Menschen etwas bauen.
Es beginnt schon ganz am Anfang der Menschheitsgeschichte:
“und Gott, der HERR, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau, und er brachte sie zum Menschen.” (1. Mose 2:22)
Diese Formulierung hier ist erstaunlich: Die Bibel sagt uns, dass Gott die Frau nicht erschafft, sondern dass er sie baut. Und zwar baut er sie aus der Rippe von Adam, dem ersten Menschen.
Gott baut
In unserer religiösen Vorstellung würden wir meinen, dass das erste, was Gott für den Menschen baut, eine Kathedrale oder etwas Ähnliches wäre, in der Adam Gott anbeten soll. Aber Gott ist nicht religiös. Er baut für den Menschen eine Frau, ein Gegenüber, das dem Menschen entspricht. Dies ist sehr bedeutsam, wie wir später sehen werden.
Das zweite, was Gott anordnet zu bauen, ist die Arche vor der Sintflut. Er möchte Noah und seine Familie vor dem Tag des Gerichts, der Sintflut, in der alle Erdbewohner umkommen, retten, weil sie in all der Verkehrtheit und Gottlosigkeit der Menschheit treu geblieben sind. Gott bewahrt Noah und seine Familie nicht auf irgendeine wundersame Art und Weise, sondern er gibt Noah exakte Details für den Bau eines Schiffs, welches sie vor der Flut retten soll. Auch das ist sehr bedeutsam.
Als nächstes sehen wir, als Gott durch Mose die Kinder Israel mit mächtiger Hand aus der Sklaverei in Ägypten führt, dass er auch hier den Kindern Israel einen Auftrag gibt, etwas für ihn zu bauen: Die Stiftshütte, oder auch „Zelt der Begegnung“ genannt. Wie der Name schon sagt, wollte Gott mitten unter den Kindern Israel wohnen, um ihnen dort zu begegnen. Doch genauso wenig, wie wir Menschen in irgendeiner Behausung wohnen würden, möchte auch Gott einfach irgendwo wohnen. Deshalb hat er Mose bis ins Detail gezeigt, welche Vorstellungen er von seiner Wohnung hat. Voll des Eifers haben die Kinder Israel Mose dabei unterstützt, all das auszuführen, was Gott ihm gezeigt hatte. Und das Ergebnis war:
“Da bedeckte die Wolke die Stiftshütte, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung.” (2. Mose 40:34)
Das Haus Gottes wird gebaut
Nach 480 Jahren Reise der Stiftshütte durch die Wüste und im Land Kanaan war sie dann aber so langsam ziemlich heruntergekommen. König David stellte fest:
“Siehe doch, ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, aber die Lade Gottes wohnt unter Teppichen!” (2. Samuel 7:2)
David kannte das Herz Gottes und er wusste, welch großen Wunsch Gott hat, unter seinem Volk zu wohnen, sodass der Mensch ihm in seiner Stadt begegnen kann und alle Völker der Erde seinen ganzen Reichtum, seine Macht und seine Herrlichkeit sehen können.
Weil David ein Mann nach dem Herzen Gottes war, zeigte Gott ihm durch den Geist alle Pläne für sein Haus (1. Chronik 28:11-12). Allerdings durfte David nicht selbst das Haus bauen, da er zu viel Blut vergossen hatte. Erst sein Sohn Salomo, den Gott in besonderer Weise liebte, war würdig und fähig damals den heiligen Tempel Gottes in all seiner Pracht zu bauen.
Gott konnte offenbar gar nicht auf die Fertigstellung seines Tempels warten, um dort mit seiner Herrlichkeit einzuziehen. So heißt es bei der Vollendung des Hauses:
“Als nun Salomo sein Gebet vollendet hatte, da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer. Und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus, sodass die Priester nicht in das Haus des HERRN hineingehen konnten, weil die Herrlichkeit des HERRN das Haus des HERRN erfüllte.” (2. Chronik 7:1-2)
Gott muss sein Haus verlassen
Doch leider blieb dieser herrliche Zustand nicht lange erhalten. Schon unter König Salomo begannen er und das Volk abtrünnig von Gott zu werden und Götzendienst zu betreiben. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde das Haus des Herrn immer weiter vernachlässigt (mit einzelnen Ausnahmen), bis schlussendlich sogar die verschiedensten Götzen im Tempel des lebendigen Gottes verehrt und angebetet wurde. Der Herr ist ein gnädiger Gott; er schaut über manche Dinge hinweg, weil er den Menschen Raum zur Buße gibt. Doch er ist auch ein heiliger und reiner Gott. Die Götzen in seinem Haus und der damit verbundene Götzendienst sind ihm ein Gräuel. Würdest du in einem Haus mit Ratten wohnen? Sicherlich nicht. Genauso wenig möchte Gott in einem Haus mit Götzen wohnen.
Was hat Gott also getan? Seine Herrlichkeit verließ den Tempel (vgl. Hesekiel 10) und er holte den mächtigsten Mann der damaligen Welt, Nebukadnezar, der König von Babylon, um seinen Tempel völlig zu zerstören, und ließ sein Volk nach Babylon in die Gefangenschaft verschleppen. Wir dürfen nicht meinen, dass Gott sein Haus niemals aufgeben würde. Wenn es ihm nicht mehr entspricht, zieht er lieber aus.
Gott möchte unter den Menschen wohnen
Doch Gottes Wunsch bleibt: Er möchte mitten unter den Menschenkindern wohnen. Und er wird seinen Vorsatz durchsetzen, die Frage ist immer nur: Wer ist bereit, sein gemütliches Leben dafür hinzugeben?
Durch den Propheten Jeremia kündigte er an, dass ein kleiner, treuer Überrest des Volkes Israel nach einer siebzigjährigen Gefangenschaft aus Babylon zurückkehren würde, um seinen heiligen Wohnort erneut aufzurichten. Er spricht zu dieser Zeit durch den Propheten Haggai zu dem Überrest, der an dem Haus baut:
“Aber nun sei stark, Serubbabel, spricht der HERR; auch du Jeschua, sei stark, du Sohn Jozadaks, du Hoherpriester, und alles Volk des Landes, seid stark, spricht der HERR, und arbeitet! Denn ich bin mit euch, spricht der HERR der Heerscharen. […] Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht der HERR der Heerscharen; und an diesem Ort will ich Frieden geben! spricht der HERR der Heerscharen.” (Haggai 2:4,9)
Tatsächlich wurde das Haus des Herrn größer als das erste. Gottes Bauwerke nehmen immer zu mit der Zeit; es gibt immer Wachstum.
Dies ist auch der Tempel, der zu der Zeit von Jesus Christus in Jerusalem stand. Jedoch musste auch hier Jesus sagen:
“Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird!” (Matthäus 24:2)
Die Erfüllung in Christus
Die Juden begannen wieder zu tun, was in ihren eigenen Augen richtig war und kreuzigten sogar ihren lang ersehnten Messias, Gottes geliebten Sohn. Der Herr musste also schon wieder die ganze Herrlichkeit seines Tempels aufgeben. Das Problem waren diesmal keine Götzenbilder im Tempel, sondern die Selbstgerechtigkeit und Religiosität der Juden, was für Gott genauso stinkt wie Götzenkult. So hat der Herr kurzerhand 70 n.Chr. den Tempel durch den römischen Feldherrn Titus dem Erdboden gleich machen lassen.
Doch gleichzeitig hat der Herr durch seine Apostel offenbart, welches Bauwerk er in diesem neuen Zeitalter, das seit der Auffahrt Jesu begonnen hat, bauen will. Er möchte nicht mehr in Gebäuden aus Steinen wohnen, sondern vielmehr möchte der Herr mitten in seinen Gläubigen wohnen. Alles, was er zuvor bauen ließ, deutet auf diese wunderbare Tatsache hin:
Es ist alles ein Bild auf Christus und seine herrliche Gemeinde.
Wir sehen:
- Eva – sie wurde aus der Rippe Adams gebaut, als Bild darauf, dass Gott durch den Tod Christi seine Gemeinde hervorbringen würde. Die Gemeinde soll ein Gegenüber und sogar das Ebenbild Christi sein.
- Die Arche – Als Bild dafür, dass nur wer heute die Gemeinde baut, vor dem kommenden Gericht Gottes über die ganze Erde gerettet werden wird.
- Die Stiftshütte bis hin zu den beiden ersten Tempeln in Jerusalem – sie zeigen, wie Gott wohnt und wie die Gemeinde heute in der geistlichen Wirklichkeit aussehen soll.
Die Vollendung von Gottes Wohnung heute
In dieser letzten Zeit vor der Wiederkunft Jesu möchte der Herr sein Bauwerk, die Gemeinde, vollenden. Er möchte es genauso haben, wie es geschrieben steht. Wir müssen uns heute fragen: Haben wir ein Bewusstsein dafür? Bauen wir einfach irgendetwas, wie es in unseren eigenen Augen richtig ist? Das können wir gerne tun, aber dann wird Gottes Herrlichkeit sicherlich nicht anwesend sein.
Wenn die Zeit reif ist, wird Jesus Christus wieder auf die Erde zurückkommen, um die Herrschaft über die ganze Erde anzutreten und ein Zeitalter der Gerechtigkeit zu beginnen. Er wird von Jerusalem aus regieren und dort seinen Palast bauen. Dieser Palast ist der dritte Tempel, den Hesekiel bereits 572 v.Chr. in göttlichen Visionen gesehen hat.
In diesem kommenden Semester möchten wir uns daher ganz genau anschauen, was Gott Hesekiel in diesen Kapiteln 40-48 gezeigt hat und alles daran setzen es umzusetzen.
Möge Gott Wohnung unter uns finden!
“Und er sprach zu mir: Menschensohn, dies ist der Ort für meinen Thron und die Stätte für meine Fußsohlen, wo ich inmitten der Kinder Israels ewiglich wohnen will! Und das Haus Israel wird künftig meinen heiligen Namen nicht mehr verunreinigen, weder sie noch ihre Könige, durch ihre Hurerei, durch die Leichname ihrer Könige und ihre Höhen.” (Hesekiel 43:7)