In diesem Bibelkreis haben wir uns noch einmal intensiver mit dem Urproblem der Sünde beschäftigt, damit wir deutlicher erkennen, mit welchen Mitteln Gottes Feind bis heute den Menschen verführt.
Um das zu verstehen, schauten wir uns zunächst einmal die anfängliche Situation an:
“Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.”
1. Mose 1:1
Gott schuf die damalige Erde und übergab sie Luzifer, dem Erzengel, zur Herrschaft:
“So spricht GOTT, der Herr: O du Siegel der Vollendung, voller Weisheit und vollkommener Schönheit! In Eden, im Garten Gottes warst du; mit allerlei Edelsteinen warst du bedeckt: mit Sardis, Topas, Diamant, Chrysolith, Onyx, Jaspis, Saphir, Karfunkel, Smaragd, und mit Gold. Deine kunstvoll hergestellten Tamburine und Flöten waren bei dir; am Tag deiner Erschaffung wurden sie bereitet. Du warst ein gesalbter, schützender Cherub, ja, ich hatte dich dazu eingesetzt; du warst auf dem heiligen Berg Gottes, und du wandeltest mitten unter den feurigen Steinen. Du warst vollkommen in deinen Wegen vom Tag deiner Erschaffung an, bis Sünde in dir gefunden wurde.”
Hesekiel 28:12b-15
Gott erschuf die Erde von so wunderbarer Schönheit, dass sogar alle Engel Gottes miteinander jubelten (vgl. Hiob 38:6-7). Weil Luzifer der schönste und fähigste Engel war, übergab Gott ihm die Herrschaft über die Erde. Doch er wurde stolz.
Inhaltsverzeichnis
Der Fall Luzifers
“Wie bist du vom Himmel herabgefallen, du Glanzstern (lat. Luzifer, d.h. Lichtträger), Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Überwältiger der Nationen! Und doch hattest du dir in deinem Herzen vorgenommen: ›Ich will zum Himmel emporsteigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen und mich niederlassen auf dem Versammlungsberg im äußersten Norden; ich will emporfahren auf Wolkenhöhen, dem Allerhöchsten mich gleichmachen!‹ Doch ins Totenreich bist du hinabgestürzt, in die tiefste Grube!“
Jesaja 14:12-15
Luzifer wurde so über alle Maße stolz, dass er sich selbst Gott gleichmachen wollte. Der HERR wird so etwas niemals zu lassen, er gibt seine Ehre niemanden sonst (vgl. Jesaja 42:8). Und so musste Gott ihn richten, und Luzifer wurde zum Satan, dem Teufel und Weltbeherrscher der Finsternis.
Der HERR hätte ihn natürlich auch gleich völlig vernichten können, doch er hatte einen größeren Plan. Er schuf den Menschen, damit er Satan überwindet und das Gericht an ihm vollstreckt. Doch leider müssen wir sehen, dass das mit dem ersten Menschen Adam nicht funktioniert hat. Denn bereits kurze Zeit nach dessen Schöpfung kam Satan in Form einer Schlange, um den Menschen zu verführen.
Die Schlange im Garten Eden
“Aber die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft? […] Sondern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was Gut und Böse ist!”
1. Mose 3:1,5
Das ist natürlich ein sehr verlockendes Angebot, welches Eva auch gerne in Anspruch genommen hat:
“Und die Frau sah, dass es […] ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß.”
1. Mose 3:6
So ist diese Krankheit des Teufels, sich Gott gleichmachen zu wollen, in den Menschen hineingekommen. Diese Krankheit wird seit Adam an jeden Menschen weitervererbt, sodass dieses Verlangen in jedem von uns steckt. Dies geht sogar so weit, dass es bis heute Menschen (ja, sogar Christen) gibt, deren höchstes Ziel es ist, Gott zu werden. Dass es etwas Abscheuliches ist, Gott werden zu wollen, zeigen unter anderem folgende Bibelstellen.
Der König von Tyrus
“Menschensohn, sprich zu dem Fürsten von Tyrus: So spricht GOTT, der Herr: Weil sich dein Herz erhoben hat und du gesagt hast: »Ich bin ein Gott und sitze auf einem Götterthron mitten im Meer«, da du doch nur ein Mensch und kein Gott bist, und [weil du] dein Herz dem Herzen Gottes gleichstellst — siehe, du warst weiser als Daniel; kein Geheimnis war für dich im Dunkeln; durch deine Weisheit und deinen Verstand hast du dir Reichtum erworben und hast Gold und Silber in deinen Schatzhäusern aufgehäuft; durch deine große Weisheit und deinen Handel hast du deinen Reichtum gemehrt, und wegen deines Reichtums hat sich dein Herz überhoben —, darum spricht GOTT, der Herr, so: Weil du dein Herz dem Herzen Gottes gleichgestellt hast, darum, siehe, will ich Fremde über dich bringen, die Gewalttätigsten der Völker; die sollen ihre Schwerter gegen die Pracht deiner Weisheit zücken und deinen Glanz entweihen. In die Grube werden sie dich hinabstoßen, und du wirst den Tod eines Erschlagenen sterben mitten im Meer! Wirst du dann angesichts deiner Mörder auch noch sagen: »Ich bin Gott«, da du doch ein Mensch und nicht Gott bist, in der Hand derer, die dich durchbohren?”
Hesekiel 28:2-9
Das Beispiel des Herodes
“Aber an einem bestimmten Tag zog Herodes ein königliches Gewand an und setzte sich auf den Richterstuhl und hielt eine Rede an sie. Die Volksmenge aber rief ihm zu: »Das ist die Stimme eines Gottes und nicht eines Menschen!« Sogleich aber schlug ihn ein Engel des Herrn, weil er Gott nicht die Ehre gab; und er verschied, von Würmern zerfressen.”
Apostelgeschichte 12:21-23
Wir sollten von diesen Beispielen lernen und allen Stolz in uns von Gott behandeln lassen. Es geht heute darum, dass wir unser verdorbenes, vom Gift Satans infiziertes Selbst ablegen und stattdessen Christus leben. Paulus sagt dazu:
“Nun bin ich aber durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, um Gott zu leben. Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.”
Galater 2:19-20
Wir werden NICHT zu Gott
Vielmehr müssen wir lernen, Tag für Tag durch Christus zu leben. Wir sind seine Gefäße, die dafür bereitet sind, ihn als Mensch zum Ausdruck zu bringen. Wie ist dann der Vers in Psalm 82:6 zu verstehen, wenn Gott dort spricht:
“Ich habe gesagt: Ihr seid Götter und allesamt Söhne des Höchsten”
Psalm 82:6
Aus dem Zusammenhang des gesamten Psalms kommt deutlich hervor, dass es nicht darum geht, dass jeder einzelne von uns „ein Gott“ ist. Vielmehr spricht Gott hier zu den Obersten des Volkes Israel. Tatsächlich wird das hier verwendete Wort für Götter (hebr. Elohim) an einigen anderen Stellen auch mit „Oberster des Volkes“ oder „Richter“ übersetzt (vgl. z.B. 2. Mose 22:27). Richter sind Menschen, die Gott vertreten sollen, indem sie Recht und Gerechtigkeit sprechen. Daher steht hier im Englischen nicht „God“ mit einem großen „G“, sondern „god“. Schon allein diese Schreibweise soll uns zeigen, dass wir Menschen niemals zu Gott werden.