Gerechtigkeit aus Glauben vs. Gerechtigkeit aus Werken: Widersprüche in der Bibel?

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Ein Hauptanliegen der Bibel ist es, uns Menschen zu zeigen, wie wir gerecht vor Gott stehen können. Wir wissen alle, dass wir als Mensch viele Fehler und Sünden in unserem Leben begangen haben. Der Gott der Bibel ist allerdings gerecht und heilig, weswegen er unsere Übertretungen nicht einfach stehen lassen kann. Er verlangt Wiedergutmachung. Das ist ein gewaltiges Problem für uns.

Daher müssen wir uns die Frage stellen: Wie komme ich ins Reine mit diesem heiligen Gott? Wie werde ich gerecht vor Ihm? Was muss ich tun, um gerettet zu werden?
Ist es möglich, aufgrund meiner guten Taten und Werke gerechtfertigt zu werden?
Das sind brennende Fragen, zu denen uns die Bibel, die den Anspruch erhebt, Gottes unverfälschtes Wort zu sein, Antworten geben möchte. Doch scheint sie hier zwei völlig widersprüchliche Aussagen zu treffen:

Gerechtfertigt aus GlaubenGerechtfertigt aus Werken (Taten)
Epheser 2:8-9
“Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es …
Jakobus 2:14
“Was hilft es, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und ist doch ohne Werke? Kann ihn denn dieser Glaube retten?”
nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.”Galater 6:4
“Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er für sich selbst den Ruhm bekommen … “
Galater 2:16
“Weil wir erkannt haben, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus …” Römer 5:1
“Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus”
Jakobus 2:24
“So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein.”Offenbarung 22:12“Und siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden so zu vergelten, wie sein Werk sein wird.”
Römer 3:24
“…sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist.”
Philipper 2:12
“… bewirkt eure eigene Rettung mit Furcht und Zittern, …”
Jesaja 61:10
“… Er hat mir Kleider der Errettung angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, … wie eine Braut sich mit ihrem Geschmeide schmückt.”
Offenbarung 19:8
“Und es wurde ihr (d.i. die Braut Christi, die treuen Gläubigen) gegeben, sich in feine Leinwand zu kleiden, rein und glänzend; denn die feine Leinwand sind die gerechten Taten der Heiligen.”
Römer 10:13
Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.”
Matthäus 7:21
Nicht jeder, der zu mir (d.i. Jesus) sagt: »Herr, Herr!« wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.”

Gerechtfertigt aus Glauben

Aus der linken Spalte kommt deutlich hervor, dass es unmöglich ist, dass ein Mensch, so gut er auch sein mag, aufgrund seiner guten Taten vor Gott gerechtfertigt werden kann. Das bedeutet, dass du noch so ein lieber und freundlicher Mensch sein kannst, der vielleicht sogar vielen Menschen hilft und Geld und Blut spendet, aber das wird niemals reichen.

Andere Stellen in der Bibel zeigen uns, dass der Mensch durch und durch verdorben ist und seine Werke nicht vor Gott bestehen können, weil sie nicht Gottes Vollkommenheit entsprechen.

“Wir alle sind wie ein Unreiner geworden und all unsere Gerechtigkeiten wie ein beflecktes Kleid. Wir alle sind verwelkt wie das Laub welkt, und unsere Sünden trugen uns davon wie der Wind.”

Jesaja 64:5

Das Problem ist nicht nur, dass unsere guten Taten nicht ausreichen, sondern Gott ist es sogar zuwider, wenn wir versuchen unsere eigene Gerechtigkeit durch unsere guten Taten aufzurichten. Wir würden dadurch stolz auf uns selbst, und gäben nicht Gott die Ehre. Gott gibt seine Ehre niemand anderen.

Daher möchte Gott uns Seine Errettung schenken, sodass Er der Einzige ist, dessen wir uns rühmen können. Wenn die Rechtfertigung für unsere Sünden vor Gottes gerechtem Gericht ein Geschenk ist, können wir nicht stolz sein, weil wir nichts dazu beitragen konnten. Vielmehr werden wir vor Dankbarkeit und Lob für Seine Errettung überfließen!
Darum wird uns Gott aus Gnade rechtfertigen, wenn wir dieses Geschenk durch unseren Glauben in Anspruch nehmen.

Warum gibt es dann die Verse in der rechten Spalte?

Haben die Schreiber der Bibel hier einen Fehler gemacht? Auch wenn sich die Verse auf den ersten Blick und ohne den Zusammenhang der Verse zu kennen, völlig widersprechen, sehen wir bei näherem Betrachten, dass Gottes Wort hier grundsätzlich von zwei verschiedenen Aspekten redet, die sich am besten an dem wunderbaren Chart zeigen, über das wir seit geraumer Zeit schon Gemeinschaft haben:

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Die ewige Erlösung

Römer 10:13
Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.”
Matthäus 7:21
Nicht jeder, der zu mir (d.i. Jesus) sagt: »Herr, Herr!« wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.”

Wie man aus den obigen Versen herauslesen konnte, geht es bei der Rechtfertigung aus Glauben um die ewige Errettung. Das bedeutet, dass jeder, der an den Herrn Jesus Christus glaubt, in der Zeit des goldenen Balkens (ganz rechts oben), also in der Ewigkeit, dabei sein wird. Er ist von dem ewigen Gericht freigesprochen. Lob den Herrn!

Um das nochmals zu betonen: Es ist Gottes Geschenk, für das wir keine Werke tun können. Jesus Christus hat diese ewige Erlösung bei seinem ersten Kommen für uns erlangt (vgl. Hebräer 9:12).
Wir können und müssen nichts dafür tun, außer es mit einem dankbaren Herzen annehmen, indem wir zu dem Herrn Jesus rufen (vgl. Römer 10:13).

Die Belohnung im Reich der Himmel

Doch auf der anderen Seite sehen wir, dass, nachdem einmal das Fundament des Glaubens Christi in uns gelegt worden ist, wir beginnen, ein Werk darauf zu bauen. Das ist unvermeidlich, jeder gläubig-gewordene Christ baut ein Werk auf dem Fundament Christi (vgl. 1. Korinther 3:11-15). Egal, was wir tun, es ist zumindest mal ein Werk.

Für dieses Werk, das wir Christen heute bauen, werden wir Rechenschaft ablegen müssen, wenn der Herr Jesus zurück auf Erden kommt. Für unser Werk können wir eine Belohnung oder eine Strafe empfangen. Die Belohnung wird beinhalten, dass wir in das Reich der Himmel, das 1000-jährigen Reich (der purpurne Balken im Chart) eingehen dürfen, um dort mit Jesus Christus über diese Erde zu regieren.

Jeder, dessen Werk verbrennt, wird Schaden leiden und für diese 1000 Jahre wie durchs Feuer hindurch gerettet werden (vgl. 1.Kor 3:15), um für die künftige Herrlichkeit im Neuen Jerusalem zubereitet zu werden.

Zusammengefasst: Die ewige Erlösung ist umsonst. Für die Belohnung im Zeitalter der 1000 Jahre braucht es jedoch unsere völlige Hingabe und Mitarbeit mit Christus – wir müssen die “richtigen” Werke tun.

Welche Werke akzeptiert Gott?

Der Unterschied zwischen Werken des Gesetzes und Werken des Glaubens

Galater 2:16
“Weil wir erkannt haben, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, …”
Jakobus 2:24
“So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein.”

Offensichtlich sind die “richtigen” Werke nicht die Werke des Gesetzes von denen Paulus in Galater 2:16 spricht. Aus Werken des Gesetzes wird kein Mensch gerecht vor Gott. Sie sind das Ergebnis eigener menschlicher Bemühungen, Taten unabhängig von Gott. Sie entspringen dem Wunsch, selbst etwas tun zu wollen. Das kann zum Beispiel sogar sein, dass man etwas für Gott tun möchte (vgl. 3.Mose 10:1-7; 4.Mose 16:1-21; 2.Chroniken 26:16-21). Doch all diese Bestrebungen bleiben äußerlich und können unser Herz nicht verändern.

Auch die Schriftgelehrten und Pharisäer zur Zeit Jesu waren besonders darauf ausgerichtet Werke des Gesetzes zu tun. Doch muss Jesus zu ihnen sagen:

“Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen verschließt! Denn ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, lasst ihr nicht hineingehen. … Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, innen aber sind sie voller Raub und Gier.”

Matthäus 23:13.25

Wir sehen also, dass Werke des Gesetzes uns nicht in das Reich der Himmel bringen können. Die Werke die Jakobus anspricht, sind keine Gesetzeswerke, sondern Werke, die durch Gehorsam gewirkt werden.

Ein Beispiel für solch ein Werk ist Abraham, der bereit war, seinen einziggeborenen Sohn für Gott zu opfern (vgl. 1.Mose 22:1-19). Der Apostel Jakobus sagt darüber, dass diese Tat Abraham vor Gott gerecht machte:

“Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar darbrachte? Siehst du, daß der Glaube zusammen mit seinen Werken wirksam war, und dass der Glaube durch die Werke vollkommen wurde?”

Jakobus 2:21-22

Wir sehen hier, dass es durchaus Werksgerechtigkeit gibt. Werke allein können uns zwar nicht retten, aber Werke die durch Gehorsam gegenüber Gottes Sprechen geschehen werden uns vollkommen machen. Für den Eingang in das Reich der Himmel müssen wir vollendet werden, daher tut uns Not, solche Werke des Glaubens zu wirken. Um das nochmal zu betonen: Nicht unsere eigenen Werke, die wir uns ausdenken! Sondern solche, „die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.” (Epheser 2:10b)

Wenn wir diese Werke durch Jesus Christus wirken und sie in uns Veränderung in unserem Wesen schaffen, fordert Gott uns auf, diese Erfahrungen Ihm als ein geistliches Opfer darzubringen. (vgl. 1. Petrus 2:5; 3.Mose 1-7)

Nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten

Wenn wir uns all diese Punkte vor Augen führen, dann lösen sich die in der obigen Tabelle genannten scheinbar widersprüchlichen Verse in Wohlgefallen auf. Die Bibel ist wahrhaftig das unverfälschte, vollkommene Wort Gottes. Sie unterscheidet zwischen der anfänglichen Errettung, für die wir keine Werke vollbringen können und unserem Wandel nach unserer Bekehrung, wo wir aufgefordert sind, Werke des Glaubens zu tun, um zur Vollkommenheit für Gottes Reich zu kommen.

Der Herr Jesus fasst das Ganze so zusammen:

Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit…!”

Matthäus 6:33a

Lasst uns dem Reich Gottes und Seiner Gerechtigkeit nachjagen!